Eine Spielerin mit den Qualitäten einer Patricia Hanebeck hätte in jedem anderen Land der Welt längst einen Stammplatz in der A-Nationalmannschaft. Doch in Deutschland ist das alles etwas anders. Schwerer eben. Denn im Land des amtierenden Welt- und Europameisters zählen nicht nur die fußballerischen Argumente. Am 17. August startet in Russland die U 20-WM. Gut möglich, dass die deutsche Kapitänin dann gar nicht mit dabei ist. Denn seit einigen Wochen liegt die beste Spielmacherin der Bundesliga mit Nationaltrainerin Maren Meinert im Clinch. „Wir haben unterschiedliche Auffassungen davon, was eine Kapitänin zu machen hat“, erklärt Patti Hanebeck das Problem. Mit der Konsequenz, dass sie im Juli nicht mehr zu den Lehrgängen eingeladen wurde.

Was Patricia Hanebeck auf dem Fußballplatz auszeichnet, das ist dieser Schuss Genialität, den nur ganz wenige mitbringen. Die Fähigkeit, den so genannten „tödlichen Pass“ zu spielen. Dinge zu machen, mit denen niemand rechnet und die von der Tribüne mit hundertfachen „Oohs!“ und „Aaahs!“ begleitet werden. So wie einst eine Maren Meinert, laut Schwedens Fußball-Legende Pia Sundhage die genialste Fußballerin aller Zeiten. Doch genau diese Maren Meinert ist es, die in ihrer Eigenschaft als Bundestrainerin mit ihrer Nachfolgerin nicht zurechtkommt.

Eine Nachfolgerin, die solche Sätze sagt wie: „Fußball ist Kunst.“ Oder: „Eine intelligente Fußballerin kann Situationen, in denen sie ihre Schwächen hat, aus dem Weg gehen.“ Auf sie selbst gemünzt heißt das, dass sie gern einmal auf Kopfball- oder Laufduelle verzichtet. Weil sie eh nicht daran glaubt, dass sie diese gewinnen wird. Aussagen, die es einem Trainer nicht unbedingt leicht machen. „Patti ist kein einfacher Charakter, sondern eine Herausforderung“, sagt daher auch Duisburgs Coach Dietmar Herhaus, „aber bei solchen Spielerinnen muss man als Trainer auch mal Geduld haben.“



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