Sylvie und Nicole Banecki
Stellt man ihnen die richtigen Fragen, dann gibt’s auch zwei unterschiedliche Antworten. Nehmen wir zum Beispiel ihr größtes Hobby – also außer allem Sportlichen. „Shoppen“, klingt es wie aus einem Mund. Nun ja, war wohl wieder die falsche Frage.

Vor allem Schuhe haben’s ihnen angetan – beiden, versteht sich. Doch, ha! Da fängt’s auch schon an mit den Unterschieden: „Ich habe Schuhgröße 42,5, Nicole nur 40“, sagt Sylvie. Rein äußerlich gibt es noch weitere Merkmale, die die beiden voneinander trennen. „Ich bin zehn Kilogramm schwerer als meine Schwester und insgesamt breiter gebaut, eher wie meine Mutter“, sagt Sylvie.

Sie hat sich auch zwei Streifen in die rechte Augenbraue rasiert und trägt ihre Haare im kunstvollen Afro-Look, „Nicki“ dagegen mag’s lieber glatt. Und auch in Sachen Schmuck gehen sie verschiedene Wege: Sylvie mit ihrer langen Kette, an der ein Kreuz baumelt. Nicole mit einem Playboy-Häschen im Ohr. So viel zum Aussehen. Und wie ist es mit dem Ausgehen?

„Sylvie ist mehr der Disco-Typ“, erklärt Nicole, „ich geh’ dafür lieber ins Kino.“ Musikalisch, sagen sie, stehen sie auf die US-amerikanischen Charts. Sprich: Auf all die Künstler, deren Namen in manchmal endlos scheinenden Aufzählungen mit Abkürzungen wie „vs.“, „feat.“ und „&“ verbunden sind. Sylvie mag da vor allem Hip Hop und R’n’B, Nicole mehr Gesang als Rap. Doch fragt man sie nach ihrer jeweils ersten CD, dann ist es genau umgekehrt: „Meine war TicTacToe“, sagt Gesang-Fan Nicole amüsiert, während „Rapperin“ Sylvie gesteht: „Die No Angels…“. Na, da soll noch einer durchschauen.

Übrigens: Nicole – die Zierliche – ist die ältere von beiden. 15 Minuten brauchte Sylvie, um ihrer Schwester auf die Welt zu folgen. „Weil ich mit der Schulter hängen geblieben bin“, erklärt
Sylvie mit einer Selbstverständlichkeit, als könne sie sich noch genau an den Moment erinnern: „Ich habe mir damals dabei das Schlüsselbein gebrochen.“

Und wie sieht’s fußballerisch aus? Keine Frage: Beide sind sie äußerst talentiert, haben schon in der U 17-Nationalmannschaft gespielt. Aber jede hat ihre ganz persönlichen Qualitäten.

Sylvie – die Schwerere – ist mehr der Brechertyp, Stürmerin mit stärkerem rechten Fuß. Ihr Idol: Ronaldo.
Nicole – die Ältere – ist Linksfüßerin, bewundert vor allem Zinedine Zidane und ähnelt ihm auch in der Spielweise. „Nicole ist technisch feiner, ich bin die Robustere“, sagt Sylvie. Nicole ist inzwischen auch schon ins deutsche U 19-Team aufgerückt, im Gegensatz zu Sylvie.

Ach ja, etwas haben sie doch noch gemeinsam: Eine Mutter namens Marthe, die aus Kamerun stammt. Einen Vater namens Hartmut, der aus Berlin stammt und „der sich immer sehr für die Natur interessiert hat“, wie Nicole und Sylvie synchron erklären. Deshalb sei er auch vor zwei Jahrzehnten auf Safari nach Afrika gereist. Dort hat er dann seine spätere Frau kennen gelernt; genau, die Mutter von Nicole und Sylvie – und von Francis. Richtig, der Francis Banecki aus der Bundesliga. Der drei Jahre ältere Bruder hat’s seinen Schwestern vorgemacht. Er ist Fußball-Profi bei Werder Bremen, hatte in dieser Saison sogar seinen ersten Champions-League-Einsatz. Wie gern würden ihm Nicole und Sylvie nacheifern!

„Als einzige Frau bei den Männern spielen: Das wär’ das Beste!“ sagt Nicole, pardon, Sylvie – wobei Nicole zustimmend nickt. Mit den Jungs zu spielen – sagt Sylvie – das sei viel schöner: „Dadurch wird man athletischer, schneller und einfach besser.“

In der Schule, einem Sportgymnasium, haben sie bereits dreimal pro Woche Training, dazu kommt der Verein, und auch in der Freizeit sind die Baneckis oft in Ballnähe. Fußball, das ist ihre große gemeinsame Leidenschaft.

Doch ansonsten ist es mit Nicole und Sylvie Banecki wie bei den Eiern. Denn wer die einmal genauer betrachtet, der wird feststellen, dass auch dort eigentlich keines wirklich dem anderen gleicht.

Oh! Und noch etwas: In Berlin-Marzahn gibt es auch noch Isabel und Monique Kerschowski. Jawohl, ebenfalls Zwillinge, ebenfalls Jahrgang 1988 und ebenfalls Jugend-Nationalspielerinnen. Aber okay, das ist eine andere Geschichte…


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